Sport und Gesundheit

Auswirkungen des Lebensstils auf das Krankheitsrisiko

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen liegt heute bei ca. 80 Jahren. Damit ist die theoretische Lebenserwartung so hoch wie nie zuvor. Im Gegensatz dazu nehmen wir einen starken Anstieg chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen wahr [5]. Dabei liegt diese Entwicklung nicht allein in der Zunahme des durchschnittlichen Lebensalters begründet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 70 % aller Erkrankungen weltweit durch Faktoren des Lebensstils bedingt sind [7]. Auch Krebserkrankungen zeigen einen starken Zusammenhang mit der Lebensweise, mehr als jeder dritte Krebsfall ist durch einen pathogenen, das heißt krankheitsfördernden Lebensstil bedingt [5].

Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass ein deutlich erhöhtes Risiko für Menschen mit Übergewicht oder Adipositas, also einem krankhaften Übergewicht, besteht, an einer Krebserkrankung zu versterben. Die Krebstodesraten sind für Patienten mit Übergewicht und starkem Übergewicht für fast alle Tumorerscheinungen deutlich erhöht. Das Risiko steigt mit zunehmendem BMI (Body-Mass-Index) [1]. Darüber hinaus ist nicht nur die Entstehung von Tumoren durch einen erhöhten BMI begünstigt, sondern auch die Ausbreitung und Metastasierung [4]. Daher spielen gewichtsregulierende Maßnahmen wie Sport und Bewegungstherapie in der Prävention und Rehabilitation eine wichtige Rolle. Die Annahme, dass körperliche Aktivität der Entstehung von Tumorerkrankungen
entgegen wirkt, ist für Brustkrebs und Dickdarmtumoren mittlerweile ausreichend gut belegt. Für andere Krebsformen oder für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen liegen keine klaren Daten vor [6]. Desweiteren konnte in unterschiedlichen Studien belegt werden, dass Bewegung die Tumorfatigue, also das derartige Krankheiten oft begleitende Erschöpfungssyndrom reduziert und eine positive Auswirkung auf das Gesamtbefinden und die Lebensqualität der Patienten hat [2].

Bewegung

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Bewegung in Zusammenhang mit Tumorerkrankungen nicht nur „nicht schädlich” ist, sondern sowohl präventiv wirkt als auch eine unterstützend wirksame eigenständige Therapieform darstellt [3].

In der Sportwissenschaft werden allgemeingültig fünf unterschiedliche Beanspruchungsformen wie Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit unterschieden. Die Schnelligkeit spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle für den Gesundheitssport und die Bewegungstherapie. Koordination und Beweglichkeit sind im Alltag ebenso unverzichtbar wie im Sport, beispielsweise beim Gehen auf rutschigem Untergrund, beim Anziehen, Kämmen der Haare etc. Das Training kann hier in das Ausdauer- und Krafttraining alltagstauglicher Bewegungsabläufe mit eingebaut werden.

Was in der Sportwissenschaft gilt, ist auch auf den Alltag zu übertragen. Körperliche Aktivität in Form unterschiedlichster Bewegungen hat einen entsprechenden positiven Effekt auf das menschliche Herz. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass regelmäßige Bewegung automatisch Anpassungserscheinungen des Organismus zu Folge hat. Dabei hat das allgemeine aerobe, das heißt den Sauerstoffverbrauch steigernde Ausdauertraining die größte Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem. Daneben können noch weitere Anpassungen im Bereich des Muskelstoffwechsels, des vegetativen Nervensystems sowie des Hormonsystems beobachtet werden.

Mögliche Anpassungserscheinungen durch ein gezieltes Ausdauertraining sind:

  • Senkung der Ruheherzfrequenz l Senkung des Belastungspulses bei gleicher Leistung
  • Steigerung des Schlagvolumens des Herzens
  • Steigerung des Herzminutenvolumens
  • Senkung des Blutdrucks
  • verbesserte Kapillarisierung (Blutversorgungssituation im Muskel und anderem Gewebe)
  • verbesserte Regenerationsfähigkeit
  • Verbesserung des Zucker- und Fettstoffwechsels
  • verbesserte Immunabwehr (nicht direkt nach einem Training)
  • und vieles mehr ...

Krafttraining

Neben dem Ausdauertraining ist auch ein moderates Krafttraining nicht zu vernachlässigen.
Die Bedeutung des Krafttrainings ist in den letzten Jahren immer größer geworden.

Während es früher eher den Leistungssportlern vorbehalten war, so wird das Interesse am Kraftsport gerade im Fitness-, Gesundheits- und Rehabilitationssport immer größer.

Für den Gesundheits- und Rehabilitationssport liegt der Schwerpunkt vor allem auf einem dynamischen Krafttraining im Kraftausdauerbereich. Folgende Ziele sollen damit hauptsächlich erreicht werden:

  • Schulung der funktionellen Haltung
  • Sicherung der Gelenkstabilität
  • Erreichen eines muskulären Kräftegleichgewichtes
  • Verletzungsprophylaxe (besonders auch im Alter)
  • Verbesserung der Koordination l Verbesserung der Blutzirkulation am Muskel-Sehnen-Knochen-Übergang (lokale Wirkung)
  • Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion (allgemeine Wirkung)

Fazit

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Bewegung eine gute und natürliche Vorbeugung und Behandlung von chronischen Erkrankungen, insbesondere auch Tumorerkrankungen, darstellt. Vor der Aufnahme der körperlichen Aktivität sollte auf jeden Fall eine ärztliche Untersuchung zur Beratung und zum Ausschluss möglicher Gegenanzeigen durchgeführt werden. Die Auswahl der Sportart bzw. der körperlichen Aktivität muss dem Alter und der Erkrankung angepasst werden, dabei sollte das Training individuell abgestimmt unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Voraussetzung für ein erfolgreiches Training ist zweifelsfrei Freude und Spaß an der Bewegung. Sie wirkt stimmungsaufhellend, antidepressiv, hält Tumorwachstum auf und führt – sofern in einer Gruppe durchgeführt – zu einer guten sozialen Integration.

Dr. Melanie Mohnke
prevendo GmbH
Grandweg 64
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