Gewichtsprobleme durch Kraniopharyngeom

Eine Patientin hat nach der Entfernung eines Kraniopharyngeoms kein Sättigungsgefühl mehr. Ihre Gewichtsprobleme bekämpft sie seit einiger Zeit mit Liraglutid.

Ich bin 25 Jahre alt und bin mit fünfeinhalb Jahren an einem gutartigen Tumor, einem Kraniopharyngeom, erkrankt.
Der Tumor wurde am 1.2.1999 in Bremen operativ entfernt. Durch den Tumor stellt meine Hypophyse keine Hormone mehr her und das Esszentrum wurde beschädigt. Nach der OP hat es ein bisschen gedauert, bis die Ärzte herausgefunden haben, dass mein Körper keine Hormone mehr produziert.

Ich habe seit der OP kein Sättigungsgefühl mehr und nahm nach der OP stark zu. Im Jahr 2000 habe ich dann das erste Mal an einer Reha teilgenommen, die speziell auf meine Erkrankung ausgerichtet war. Dort bin ich auch in den Jahren 2001, 2006 und 2007 gewesen. Diese Rehas haben bei den ersten beiden Malen noch gut geholfen, auch auf längere Sicht, danach allerdings nicht mehr.
Das Gewicht ging nach kurzer Zeit zu Hause wieder hoch und stieg auch noch höher, der klassische Jo-Jo-Effekt.

Im Jahr 2009 war ich in einer Langzeit-Reha für übergewichtige Jugendliche. Dort war ich sieben Monate. Auch nach dieser Reha kam es leider wieder zum Jo-Jo-Effekt. Die letzte Reha von fünf Wochen im Jahr 2017 brachte ebenfalls nicht den gewünschten Langzeiteffekt.

Mein Höchstgewicht lag bei 209 kg. Anfang 2018 habe ich es dann zu Hause allein geschafft, mühselig ein wenig an Gewicht zu verlieren.

Seit September 2018 spritze ich mir den Wirkstoff Liraglutid. Es handelt sich um einen GLP1-Rezeptor- Agonisten. Das GLP1-Peptidhormon wird im Verdauungstrakt gebildet. Die GLP1-Rezeptor-Agonisten set- zen an spezifische Rezeptoren im Gehirn und im Magen-Darm-Trakt an, was eine Verringerung des Hungergefühls und eine Steigerung des Sättigungs- und Völlegefühls erzeugt.
Liraglutid wird leider nicht von der Krankenkasse übernommen und ist recht teuer. Das Medikament kostet für einen Monat 300 Euro. Ich nehme es seit sieben Monaten und habe 24 kg abgenommen.

Zu Beginn der Einnahme ist es sehr wichtig, dass man durchhält, da es zu starken Nebenwirkungen kommen kann. Diese halten aber nicht dauerhaft an, sondern verschwinden nach einigen Tagen wieder. Als ich Liraglutid in voller Dosis län- gere Zeit eingenommen habe, sind die Nebenwirkung vollständig verschwunden.

Situation und Verhalten vor der Einnahme von Liraglutid:

Ich habe oft Gedanken über Süßigkeiten und Essen generell gehabt. Ich habe sehr häufig zwischendurch etwas verspeist. Manchmal war ich sogar ständig am Essen. Wenn ich wusste, dass ich am nächsten Tag für die Familie Lebensmittel einkaufen muss, habe ich mir schon überlegt, was ich mir denn mal wieder kaufen könnte, auch wenn ich noch Süßigkeiten zu Hause hatte. Ich habe mindestens zwei Mal in der Woche eine größere Menge Süßigkeiten, Chips und/oder Salzstangen gekauft. Ich hatte sehr oft Magen- und Darmkrämpfe.

Gewicht zu Beginn der Behandlung mit Liraglutid: 204,6 kg.

Fünf Wochen nach Beginn der Behandlung mit Liraglutid:

Ich habe nur noch sehr wenige bis gar keine Gedanken mehr über Süßigkeiten und Essen. Die Überlegungen vor dem Einkaufen, was ich mir mal wieder kaufen könnte, sind komplett weg. Seit Beginn der Behandlung habe ich mir bisher gar keine Süßigkeiten mehr gekauft und auch nur zwei Packungen Salzstangen, die vergleichsweise wenig Kalorien haben. Das Zwischendurchessen ist so gut wie weg. Nur im Laufe des Vormittags esse ich eine Handvoll Salzstangen und ganz selten am Abend beim Fernsehen nochmal eine Handvoll. Gewichtsverlust nach viereinhalb Wochen waren 7,5 kg. Aktuelles Gewicht 197,1 kg.

Selbst bei den Mahlzeiten kann ich nicht mehr so viel essen wie vorher. Obwohl ich auch da zu den Mahlzeiten nicht viel gegessen habe. Das liegt unter anderem an der einzigen positiven Nebenwirkung von Liraglutid, dass ich immer ein leichtes Völlegefühl im Magen habe und daher beim Essen auch schneller satt bin.

Es ist aber auch sehr wichtig, dass man regelmäßig isst und keine Hauptmahlzeit auslässt, denn sonst kann es passieren, dass man am Abend beim Fernsehen doch wieder mehr zu sich nimmt als sonst.

Nebenwirkungen:

Die Nebenwirkungen sind bei mir nur im Magenund Darmtrakt aufgetreten. Diese sind in der Steigerungsphase an dem Tag, an dem die Dosis erhöht wird, immer etwas schlimmer als in der restlichen Zeit. Bei mir sind die Beschwerden, außer an dem Steigerungstag, ausschließlich vormittags aufgetreten und auch nur an ein bis zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Ich hatte bisher folgende Nebenwirkungen: Völlegefühl, Magen- und Darmkrämpfe, Bauchschmerzen/Magenschmerzen, Übelkeit.

17 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Liraglutid:

Aktuelles Gewicht: 183,5 kg Gewichtsverlust: 21,1 kg

Vor einer Woche war sozusagen der Stichtag. In den ersten 16 Wochen sollte man mindestens 5 % seines Ursprungsgewichts verloren haben, damit die Einnahme von Liraglutid einen Sinn macht. Ich habe das Ziel überschritten. Mein Gewichtsverlust in diesem Zeitraum beträgt etwa 7,5%.

Um eine Gewichtsabnahme zu erreichen, wird es immer wichtiger, sich auch zu bewegen. Ohne Bewegung oder mit zu wenig Bewegung funktioniert die Gewichtsabnahme spätestens ab der achten Woche nicht mehr, da sich der Körper auf die geringere Nahrungsaufnahme einstellt und den Verbrauch senkt. Daher hat sich mein Gewicht über fünf Wochen hinweg nicht wirklich verändert. Es schwankte in den fünf Wochen ein wenig nach oben und wieder nach unten, aber unterm Strich hatte es sich kein Stück geändert.

Ich habe mich in diesem Zeitraum zu wenig bewegt, weil die Zeit der Bewegung und die Anzahl der Tage, an denen ich mich bewegt habe, zu gering war.

Ich versuche mittlerweile mindestens an fünf Tagen in der Woche eine kleine Runde (25 Minuten) zu walken. Bei mir ist es aber auch nach ein paar Tagen ohne Bewegung wieder dringend erforderlich, dass ich mich betätige, da sich sonst zu viel Luft in meinem Bauch ansammelt. Eine der Nebenwirkung von Liraglutid, die bei mir bisher leider noch nicht weggegangen ist.

Abgesehen von den Blähungen habe ich nur noch die schnelle Sättigung und das Völlegefühl im Magen als Nebenwirkung des Präparats. Trotzdem muss ich manchmal doch wieder etwas stärker aufpassen, dass ich nicht zu viele Salzstangen zwischendurch esse oder weiter esse, obwohl mein Bauch schon weh tut.

19 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Liraglutid:

Aktuelles Gewicht: 181,9 kg Gewichtsverlust: 22,7 kg

Ich nehme jetzt zusätzlich zu Liraglutid seit ca. drei Wochen auch noch das Nahrungsergänzungsmittel Forskolin. Da kann ich nur sagen, es wirkt. Ich habe in der letzten Woche keine Bewegung machen können aufgrund meiner gesundheitlichen Verfassung und trotzdem habe ich 2,8 kg abgenommen.

Ein Nachteil am Forskolin ist aber leider, dass ich wieder mehr Hunger auf Süßigkeiten habe. Es hält sich zwar noch in Grenzen und ist immer noch um einiges weniger als vor der Einnahme von Liraglutid, aber es ist mehr geworden.

Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass das Forskolin den Stoffwechsel steigert und dadurch das Verlangen des Körpers nach mehr Nahrung angeregt wird.

Im Großen und Ganzen bin ich aber sehr zufrieden mit der Kombination aus Liraglutid und Forskolin.

21 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Liraglutid:

Aktuelles Gewicht: 183,0 kg Gewichtsverlust: 21,6 kg

Das Forskolin habe ich jetzt nach ca. fünf Wochen Einnahme wieder abgesetzt. Durch das Forskolin esse ich doch wieder zu viel und es fühlt sich für mich nicht gut an. Das liegt auch daran, dass ich wieder an Gewicht zugenommen habe.

Bei der Bewegung werde ich jetzt auch immer ein bisschen besser und steigere mich mit der Dauer der Bewegung langsam.

27 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Liraglutid:

Aktuelles Gewicht: 179,1 kg Gewichtsverlust: 25,5 kg

Die Einnahme des Liraglutid hilft mir sehr gut. Ich habe keine Nebenwirkungen mehr, außer der gewollten, das schnelle Sättigungsgefühl im Magen. Allerdings habe ich bemerkt, dass ich weiterhin aufpassen muss. Ich darf keine Lebensmittel bei mir im Wohnzimmer liegen haben, denn dann passiert es trotzdem, dass ich immer wieder in die Packung mit Salzstangen, oder was auch immer, hineingreife. So lange nichts im Wohnzimmer ist, habe ich auch kein Problem damit und esse auch nichts oder nur wenig zwischendurch.

Mit der Bewegung läuft es schon sehr gut. Ich komme mittlerweile bei meinen Spaziergängen auf 60 Minuten. Fitness und Ausdauer werden deutlich besser.

33 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Liraglutid:

Aktuelles Gewicht: 180,3 kg Gewichtsverlust: 24,3 kg

Seit dem letzten Eintrag hat sich nicht viel verändert. Ich habe das Gefühl, dass die Stärke des Völlegefühls etwas nachgelassen hat und daher muss ich wieder etwas stärker aufpassen, was und wie viel ich zwischendurch esse.

Mit meinem Gewicht schwankt es seit dem letzten Eintrag immer ein bisschen, aber es geht unterm Strich nicht wieder nach oben. Dies liegt unter anderem daran, dass ich mich aufgrund meiner Gesundheit nicht so oft bewegen kann.

Allerdings haben sich die Ausdauer und Fitness, wenn ich denn gehe, weiter verbessert und ich schaffe jetzt schon Spaziergänge von 70–75 Minuten Länge.