Drei gefährliche Addison-Krisen

Eine Betroffene berichtet, wie sie gleich dreimal in eine Krise geriet. Und wie ihr in diesen gefährlichen Situationen geholfen wurde.

Extremer Stress

Im Oktober 1982 hatte ich eine OP wegen eines Kraniopharyngeom, zuvor jahrelange Untersuchungen. Dann hieß es von jetzt auf gleich, ich müsse Medikamente nehmen. Dazu zählte damals noch das Prednisolon, nach der Wende dann Hydrocortison. Ich nahm seinerzeit morgens 10 mg, mittags 5 mg. Hin und wieder vergaß ich meine Medikamente, ich widmete dem Ganzen nicht die notwendige Aufmerksamkeit, wie ich es hätte tun sollen. Lag vielleicht auch an der entsprechenden ärztlichen Betreuung, die nicht immer optimal war. Im Dezember 1999 hatte ich einen Tag vor Weihnachten wirklich extrem Stress. Kurz noch ins Büro (damals Teilzeit und meist auf Abruf in der Anwaltskanzlei), dann Blitzeis, Mutter abholen und mit ihr gemeinsam nach Hause fahren, Weihnachten vorbereiten. Dort angekommen, merkte ich nur, dass etwas nicht mit mir stimmte, mir war schwindelig, die Knie versagten mir, ich bekam Herzrasen. Letzteres hatte ich damals häufiger, war damit auch in Behandlung. Alle Versuche dies loszuwerden scheiterten. Ich lag mittlerweile auf dem Sofa, die Füße ganz hoch, nichts half. Mein Flehen an meinen damaligen Ehemann, er möge den Notarzt holen, wurde erst nach langem Betteln erhört.

Dass der Notarzt kam, hatte ich schon nicht mehr mitbekommen, ich war bewusstlos. Der Arzt fragte nach Medikamenten, sah, dass ich Hydrocortison nehmen muss, verpasste es mir intravenös und schon war ich wieder ansprechbar. Danach ging es via Rettungswagen mit Blaulicht ins Krankenhaus. Ein gruseliges Erlebnis, was mir aber das Leben gerettet hat. Dort angekommen eine Nacht auf der Intensivstation, dann noch drei Tage auf der Inneren. Ich sah bereits nach der ersten Nacht aus wie ein Alien ... aufgedunsenes Gesicht, Gewichtszunahme ... aber ich lebte.

Mitte 2000 durfte ich schließlich zur Reha und nahm dort 6kg, zu Hause angekommen noch weitere 14 kg ab. Ich wurde dort auch von meiner Ärztin dahin gehend sensibilisiert, wann ich wie meine Tabletten nehmen soll und wie dies in Stress-Situationen zu handhaben ist. Seit diesem „Zwischenfall“ habe ich IMMER meine Tablettendose mit Hydrocortison bei mir.

Neues Medikament ... und erneut viel Stress

Im Jahr März 2017 bekam ich von meiner Kardiologin ein neues Medikament. Dies vertrug ich nicht, reagierte mit Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und war völlig matt. Nach Telefonat mit meinem Arzt hieß es sofort absetzen, ein neues für mich verträglicheres holte dann mein Freund bei dem Arzt ab.

Mir ging es immer schlechter, ich vertrug zwar das neue Medikament besser, aber die Werte im Allgemeinen waren extrem schlecht. Mein Freund brachte mich zur Notaufnahme, dort gleich an den Tropf. Fazit war: Ich litt an Hypokaliämie zusammen mit einer Addison-Krise, die zweite. Dadurch, dass es mir zu Hause so schlecht ging, war ich selber nicht mehr in der Lage, meine Medikamente richtig zu dosieren. Ich bin knapp fünf Tage im Krankenhaus gewesen und meine Werte waren bei Entlassung wirklich super.

Im Juni 2019 erlitt ich aufgrund von abermals ausuferndem Stress (Umzug ins neben der Arbeit sanierte und renovierte Eigenheim, sehr viel Arbeit im Büro, hohe Temperaturen). Trotz der zusätzlichen Einnahme von Hydrocortison, morgens 15 mg und mittags 10 mg, reichte es nicht aus. Ich bekam nachts Krämpfe in den Beinen, ich war sehr unruhig, konnte überhaupt nicht schlafen. Mir kam nur ein Gedanke auf, ich muss Hydrocortison nehmen. Ich versuchte in die Küche zu gehen und schon fiel ich um, war wieder einmal bewusstlos. Mein Freund hörte dies, rief nach mir und als ich nicht reagierte, kam er sofort. Sprach mich mehrfach an, ich kam etwas zu mir. Da wir im Jahr 2017 nach der zweiten Addison-Krise beide eine Schulung zum Umgang mit der Notspritze von meiner Endokrinologin erhielten, wusste er sofort, was zu tun war. Er hat mir sozusagen das Leben gerettet. Am nächsten Tag bin ich dann zu meiner Ärztin und wir erhöhten die Dosis für die nächsten Wochen.

Ich bin jetzt extrem sensibilisiert und nehme lieber eine Tablette mehr als eine zu wenig.