Zöliakie

Zöliakie ist eine Erkrankung, die auf eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten bzw. Gliadin beruht. Gluten/Gliadin kommt in folgenden Getreidearten vor: Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und in handelsüblichem Hafer.

Normalerweise werden beim Gesunden die aufgenommenen Kohlenhydrate und mit allen anderen Nährstoffen mit der Nahrung im Dünndarm in ihre Bestandteile zerlegt und gelangen über die Schleimhaut und Blut in den Körper. Um eine möglichst große Resorptionsfläche zu erhalten, ist der Darm in viele „Falten“ gelegt, und zusätzlich mit fingerförmigen Ausstülpungen, den Zotten, ausgekleidet. Bei der Zöliakie führt die Zufuhr von Gluten zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Durch die Entzündung bilden sich die Zotten zurück und die Oberfläche des Dünndarms wird dadurch verringert. Dadurch werden nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen. Im Laufe der Erkrankung können daher Nährstoffdefizite entstehen. Es gibt zwei Erkrankungsgipfel, in denen die Zöliakie häufiger festgestellt wird: Der erste liegt zwischen dem 1. und 8. Lebensjahr und der zweite zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Grundsätzlich kann sie aber in jedem Alter auftreten, auch noch bei Senioren.

Ursache

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Bei ca. 90 % der Patienten kann man das Gen HLA-DQ2 nachweisen, bei den übrigen HLA-DQ8. Menschen mit Diabetes Typ 1 haben ein dreifach höheres Risiko auch an einer Zöliakie zu erkranken. Die häufige Assoziation zwischen beiden Erkrankungen liegt an der gemeinsamen genetischen Grundlage. Direkte Auslöser, die zum Ausbruch der Erkrankung führen, sind bisher nicht eindeutig identifiziert. Vermutet werden Umweltfaktoren, Infektionen und unsere Ernährung.

Diagnose

Welches sind die Anzeichen einer Zöliakalie?

Klassische Symptome sind Durchfälle, Blähbauch, Bauchschmerzen, Übelkeit und Gewichtsverlust. Aber auch Verstopfung und ständiges Hungergefühl sind möglich. Weitere Symptome können sein: Schwäche, Müdigkeit, Depressionen, häufige Kopfschmerzen, Polyneuropathien (Nervenschädigung an den Füßen). Selten kann die Erkrankung zu Früh- oder Fehlgeburten oder zur Unfruchtbarkeit beim Mann und der Frau führen. Beim Kind kann die Zöliakie durch Kleinwuchs oder durch die verzögerte Pubertätsentwicklung auffallen. Erhöhungen der Leber- werte, Eisenmangelanämie oder eine frühzeitige Osteoporose können ebenfalls mögliche Symptome sein.

Wie wird die Zöliakie festgestellt?

Trotz verbesserter Diagnostik wird die Diagnose häufig erst Jahre nach den ersten Krankheitssymptomen festgestellt. Das liegt meistens daran, dass in nur seltenen Fällen die Patienten unter dem Vollbild der Symptome mit massivem Gewichtsverlust und Durchfall mit Fettstühlen leiden. Heute existieren überwiegend Verläufe, bei denen nur wenige oder einzelne Symptome auftreten. Manchmal wird die Erkrankung erst festgestellt, wenn schon Folgeschäden wie z. B. eine Osteoporose oder Gelenkentzündung (Arthritis) vorliegen.

Wichtig: Sollten Sie bei sich den Verdacht haben, dass eine Zöliakie bestehen könnte, ist es wichtig, zunächst keinen Diätversuch zu machen. Eine Verringerung von Gluten in der Ernährung hat negative Auswirkungen auf die Untersuchungsergebnisse, sodass die Erkrankung eventuell nicht mehr oder nur mit Verzögerung festgestellt werden kann.

Ihr Arzt wird eine Anamnese erheben und Sie körperlich untersuchen. Danach werden im Labor folgende typische Antikörper erhoben: IgA-Antikörper gegen Gewebstransglutaminsase (TTG), und/oder Endomysium (EmA), Gesamt-IgA-Konzentration im Serum. Zum allgemeinen Labor gehören Blutbild, Ferritin, Leberenzym GPT, Calcium, alkalische Phosphatase, TSH, Folsäure und Vitamin B12. Eine Magenspiegelung (Gastroskopie) mit tiefer Dünndarmbiopsie sollte ebenfalls unbedingt vor Beginn einer glutenfreien Ernährung durchgeführt werden. Dabei werden auch 3–5 Biopsien aus unterschiedlichen Regionen des Zwölffingerdarms mit lupenmikroskopischer und feingeweblicher Beurteilung ge- mäß den modifizierten MARSH-Kriterien entnommen. Keine Angst, Sie werden bei der Magenspiegelung nichts spüren. Der Untersucher, ein Gastroenterologe (Arzt für Magen-Darm-Erkrankungen), lässt Sie dabei schlafen. Eine genetische Untersuchung beim Humangenetiker ist bei diagnostischer Unsicherheit empfehlenswert. Sofort nach Diagnosestellung durch den Gastroenterologen, ist eine Diätberatung durch eine erfahrene Diätassistentin oder Ernährungsberaterin notwendig.

Behandlung

Leider kann man die Erkrankung nicht durch die Einnahme oder der Injektion eines Medikamentes behandeln. Eine Behandlung ist nur durch die Einhaltung einer lebenslangen strikten glutenfreien Ernährung möglich. Ein Medikament (Transglutaminase-Hemmer), dass die überschießende Immunreaktion des Körpers auf das eigentlich harmlose Protein verhindern soll, ist in Erprobung. Es stehen aber noch eine Reihe von Testphasen an, sodass man erst in ein paar Jahren weiß, ob und wann so ein Medikament allen zur Verfügung stehen wird.

Kontrolluntersuchungen

Sechs Monate nach Diagnosestellung bzw. Ernährungsumstellung sollte die erste Verlaufskontrolle erfolgen. Danach ist eine jährliche Verlaufskontrolle beim Facharzt empfehlenswert. Zur Verlaufskontrolle gehören eine körperliche Untersuchung mit Bestimmung von Gewicht (BMI), eine Laboruntersuchung mit Antikörperbestimmung, Blutbild, TSH. Weitere Untersuchungen richten sich nach klinischen Symptomen. Eine Diätberatung sollte wiederholt durchgeführt werden. Eine weitere Magenspiegelung muss nicht regelmäßig durchgeführt werden. Falls Risikofaktoren vorliegen, die zum Auftreten einer Osteoporose oder Osteopenie führen, sollte eine Knochendichtemessung (DXA) durchgeführt werden. Risikofaktoren können sein: Frauen in den Wechseljahren, bekannte Osteoporose in der Familie oder z. B. Anzeichen für eine Malabsorptionsstörung, also unzureichende Aufnahme von Nahrungsbestandteilen (z. B. Durchfall und Gewichtsverlust).