Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis, auch chronisch lymphozytäre Thyreoiditis genannt, ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Schilddrüse. Sie gehört, wie der Morbus Basedow, der in Kapitel 5 besprochen wird, zu den Autoimmunthyreopathien. Dabei handelt es sich um durch Fehlregulation der Immunabwehr verursachte chronische Schilddrüsenentzündungen.

Durch eine teilweise oder vollständige Zerstörung der Schilddrüse kommt es meistens zu einer Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse). Die Erkrankung wurde nach dem japanischen Pathologen und Chirurgen Hakaru Hashimoto benannt, der diese als Erster beschrieb. Es gibt unterschiedliche Erkrankungsverläufe und wir unterscheiden auch zwei Formen: die Hashimoto-Thyreoiditis mit Struma (vergrößerter Schilddrüse) und die atrophische Form (Schrumpfung der Schilddrüse).

Ursache

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung. Es liegt eine genetische Veranlagung vor. Wie schon beim Diabetes mellitus Typ 1 und bei Morbus Addison besteht eine Assoziation mit den HLA-Markern DR3, 4 und 5. Die Auslöser für den Aus- bruch der Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Stress, Umweltfaktoren (z.B. hohe Zufuhr von Jodid durch Kontrastmitteluntersuchungen) können das Immunsystem bei genetisch veranlagten Menschen anregen, eine Entzündungsreaktion auszulösen. Körpereigene Abwehrzellen und spezielle Antikörper zerstören dabei die Follikelzellen in der Schilddrüse und führen im Laufe der Zeit zu einer Vernarbung der Schilddrüse. Frauen zwischen 20 und 60 Jahren erkranken 8- bis 10-mal häufiger als Männer.

Diagnose

Welches sind die Anzeichen bei Hashimoto?

Manchmal beginnt das Krankheitsbild mit plötzlich auftretenden Anzeichen einer Überfunktion mit den typischen Symptomen wie Schwitzen, Nervosität, Unruhe, zitternde Hände und Durchfälle durch den ersten Zellzerfall. Diese Phase dauert meistens nur kurz an und ist in den meisten Fällen nicht behandlungsbedürftig. Falls notwendig, kann der Endokrinologe mit Betablockern (Medikamente, die zur Senkung des Blutdrucks und/oder der Herzfrequenz eingesetzt werden) behandeln.

Nach dieser Phase kommt es zu einer Unterfunktion mit ebenfalls den typischen Symptomen wie Müdigkeit, Antriebsmangel, Frieren, trockene, raue Haut, Verstop- fung, niedriger Blutdruck, Gewichtszunahme und depressive Stimmung. Es kann auch zu Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch kommen. Ein Mangel an Schilddrüsenhormon führt zu einer Verlangsamung des gesamten Stoffwechsels des Organismus.

Wie wird Hashimoto festgestellt?

Diagnostiziert wird die Erkrankung meistens erst, wenn der Patient Anzeichen einer Unterfunktion aufweist. Nach der Erhebung der Anamnese und einer Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse erfolgt eine Blutentnahme. In etwa 80 % der Fälle lassen sich TPO-Antikörper nachweisen. Diese Antikörper richten sich gegen ein spezifisches Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase (TPO). Bei ca. 50 % der Patienten liegen erhöhte Werte für die Tg-Antikörper vor, die sich gegen ein von der Schilddrüse hergestelltes Protein richten, das Thyreoglobulin (=Tg). Dann kann der Arzt noch die freien Hormone FT4 und FT3 messen. Diese sind in der Regel vermindert. Der TSH-Wert (Hormon, das in der Hirnanhangdrüse produziert wird) ist aufgrund des Rückkopplungsmechanismus erhöht.

Bei einem schon bestehenden Diabetes mellitus Typ1 kann sich die Schilddrüsenunterfunktion durch ein häufigeres Auftreten von Hypoglykämien (Unterzuckerungen) in Verbindung mit einem verminderten Insulinbedarf zeigen. Dieses Phänomen ist auch bei einem neuen Auf- treten eines Morbus Addison beobachtet worden.

Behandlung

Die Behandlung besteht in der Regel in der lebenslangen Einnahme von Schild- drüsenhormon. Üblicherweise wird mit einer geringen Menge von Schilddrüsenhormon (Thy- roxin) begonnen und die Dosis langsam gesteigert. Selten ist die zusätzliche Gabe von Levothyroxin (T3) nötig. Zu Beginn der Therapie kontrolliert man die Dosis anhand von Blutwerten alle 6–8 Wochen. Nach der Einstellung genügen Kontrollen 1–2-mal im Jahr. Bei der Einnahme treten selten Nebenwirkungen auf, weil die Tabletten nur den natürlichen Mangel in Ihrem Körper ausgleichen. Behandeln Sie sich niemals eigenmächtig mit Medikamenten aus dem Ausland, weil diese schwere Nebenwirkungen verursachen können. Es ist auch wichtig, dass Sie sich wegen der unterschiedlichen Bioverfügbarkeit der Präparate immer dasselbe Medikament von derselben Firma verordnen lassen.

Wann und wie sollte ich mein Schilddrüsenhormon einnehmen?

Die Einnahme der Tablette erfolgt früh morgens eine halbe Stunde vor dem Frühstück, da Nahrung die Tablettenaufnahme ins Blut behindern kann. Eine Gabe spät abends mit genügend Abstand nach dem Abendessen ist auch möglich. Nach der Einnahme morgens muss nicht unbedingt gefrühstückt werden. Falls das Medikament einmal vergessen wurde, erfolgt keine nachträgliche Einnahme. Die nächste Einnahme der Tablette erfolgt in dem vorgegebenen Einnahme-Rhythmus. Die Wirkung des Hormons hält länger an und der Abfall des Wirkstoffspiegels bei einem einmaligen Vergessen der Einnahme kann ver- nachlässigt werden. Vermeiden Sie die Einnahme von Magensäureblockern zeitnah zur Einnahme von Schilddrüsenhormon und beenden Sie gegebenenfalls das Rauchen.

Kontrolluntersuchungen

Bei isolierter Hypothyreose sind anfangs Kontrolluntersuchungen bis zur Erreichung der Enddosis in 2–6-wöchentlichen Abständen empfehlenswert. Ein aussagekräftiges Gleichgewicht der Schilddrüsenparameter (TSH) ist aber erst nach 6–8 Wochen erreicht. Danach genügt eine jährliche Laborkontrolle. Eine SD- Sonographie sollte einmal jährlich durchgeführt werden.